Tanja Rhyner
Vom Berg ins Tal
Tanja Rhyner fühlt sich in der Gastronomie zu Hause. Von Frühling bis Herbst arbeitet sie im Berggasthaus Schäfler auf fast 2000 Metern über Meer, während sie in der Wintersaison das «Höttli» an der Talstation des Skilifts Horn in Schwende leitet. Für die gebürtige Glarnerin ist dieser Wechsel zwischen zwei so unterschiedlichen Betrieben mehr als nur eine willkommene Abwechslung. Die verschiedenen Aufgaben bereichern ihren Alltag – auch wenn die Tage manchmal lang und die Ferien zwischen den Saisons kurz sind. «Im Schäfler übernehme ich gerne Verantwortung. Als Stellvertreterin von Bergwirt Daniel Dobler leite ich das Berggasthaus während seiner freien Tage und bin auch sonst für den Restaurationsbetrieb zuständig – parallel sehe ich mich auch als Allrounderin», erzählt sie. Das bedeutet: Wo immer Not am Mann ist, packt sie an – ob im Service, am Buffet, im Büro oder im Zimmerdienst. Nur in der Küche überlässt sie das Zepter dem qualifizierten Küchenteam.
Auf dem Berg ist sie es gewohnt, dass die Wandertouristen länger verweilen und sich Zeit nehmen, die alpine Landschaft zu geniessen. Im Tal hingegen ist die Hütte vor allem ein Ort zum Durchatmen und Aufwärmen zwischen den Abfahrten. Die Wintersportler trinken etwas, essen einen warmen Snack – oder gönnen sich den «Bestseller», eine Gummischlange, schmunzelt sie. Zudem ist das Höttli auch für die «Bähnler» von Ebenalp und Horn ein willkommener Pausenort, entsprechend ist auch das Verhältnis untereinander sehr vertraut.
Gästekontakt und Teamgeist
Im «Höttli» übernimmt Rhyner nicht nur die Arbeit im Service, sondern leitet den gesamten Betrieb von A bis Z. Die kommende Wintersaison ist die zweite, die sie zusammen mit ihrer langjährigen Kollegin Anita Mülli bestreitet. «Es macht mir grossen Spass, mit ihr zusammenzuarbeiten und die meist einheimischen Familien zu begrüssen», sagt sie. Für Rhyner ist es nicht nur der tägliche Kontakt zu den Gästen, der ihren Job so erfüllend macht. Besonders schätzt sie auch die Teamarbeit. Plus: «Die Zusammenarbeit mit den lokalen Lieferanten ist grossartig, alle sind ausgesprochen hilfsbereit», betont sie. Auch unter den Bergwirten im Alpstein ist die Stimmung gut. «Es gibt keinen Konkurrenzkampf», stellt sie fest.
Im Einklang mit der Natur
Zusammen mit ihrer Kollegin bringt sie diese Tage das «Höttli» wieder auf Vordermann, damit alles bereit ist, wenn der Skibetrieb am Skilift Horn und im Kinderland wieder losgeht. Die Konstellation mit den zwei Saisonjobs passt derzeit perfekt in ihr Leben. Der einzige «Risikofaktor»? Das Wetter. «Petrus hat einen erheblichen Einfluss auf unsere Öffnungszeiten und damit auch auf die Umsatzzahlen», gibt sie zu. Doch Sorgen macht sie sich deswegen nicht. Rhyner lebt im Hier und Jetzt, und genau das macht sie glücklich.
Autorin und Fotografin: Katja Hongler, Steinegg
Erschienen am 30.11.2024 im Appenzeller Volksfreund auf der Wirtschaftsseite