Regula Huber

Auf dem Hügelzug oberhalb Gonten erwartet die Gäste von Regula Huber eine prächtige Weitsicht auf den Alpstein. Seit 18 Jahren vermietet sie an der Himmelbergstrasse eine Dreizimmer-Ferienwohnung auf ihrem Bauernhof. «Unsere Gäste bringen uns den Urlaub nach Hause» sagt sie strahlend. Da sie als Bauernfamilie nicht für längere Zeit auf Reisen gehen können, schätze sie den Austausch mit ihren Gästen sehr. So erfahre sie auch viel über andere Leute und deren Heimatländer. «Einige suchen die Ruhe hier oben, andere helfen gerne im Stall mit.»

Beliebt bei Familien

Insbesondere Familien sind sehr interessiert am Leben auf dem Bauernhof, weiss Huber. Es gäbe Eltern, die wollen ihren Kindern bewusst vor Augen führen, wie die Milch ins Kühlregal beim Supermarkt kommt. «Und die sind dann manchmal überrascht, dass wir die Kühe zwei Mal täglich melken müssen», fügt sie an. Der «Bläss» sei auch beliebt bei den Kindern. «Und die Hennen oder die Hofkatze lassen sich ebenfalls gerne von den Kindern streicheln», sagt die vierfache Mutter und Bauernfrau. Die meisten Stammgäste sind Landsleute oder kommen vom nahen Ausland. Andere reisen von England, Irland oder gar den USA an. «Ausländische Gäste buchen unsere Ferienwohnung hauptsächlich via «Airbnb», sagt die erfahrene und herausragend bewertete Gastgeberin – ein sogenannter «Superhost» gemäss Airbnb-Bewertung. «Diese Plattform hat unseren Gästeradius schon vergrössert», bemerkt sie. Insgesamt erfolge etwa die Hälfte der Buchungen über Airbnb und die andere Hälfte werde über den Appenzeller Tourismus oder direkt über unsere Website auf sie aufmerksam. Die internationalen Gäste haben die Appenzellerin auch motiviert, Englisch zu sprechen. «Ich habe zwar keinen Kurs besucht, aber mit der Zeit habe ich immer mehr Wörter dazugelernt, so dass ich mich mittlerweile gut verständigen kann.» Und wenn sie dann gemeinsam mit ihren Gästen am Tisch sitzen und ihnen einen Alpenbitter offerieren, «dann kommt man immer ins Gespräch, egal in welcher Sprache».

Gästepause im Winter

Von Ostern bis November beherbergen sie laufend Gäste, meistens bleiben sie eine Woche, in wenigen Ausnahmen nur ein Wochenende. Das bedeutet auch, dass immer viel los ist auf dem Hof und das Familienleben manchmal ein bisschen kurz kommt. «Als die Kinder klein waren, habe ich mir deswegen viel mehr Gedanken gemacht», sinniert Huber. Die vier Töchter sind mittlerweile zwischen 16 und 22 Jahre alt. «Die Älteste ist ausgezogen, die anderen drei setzen sich heute noch gerne an den Tisch zu den Gästen», sagt sie und resümiert: «Es war schön und bereichernd für unsere Kinder, weil sie immer andere Gspänli zum Spielen hatten und neue Freundschaften knüpften». Man müsse eine gewissen Offenheit und ein feines Gespür für die Bedürfnissen der jeweiligen Gäste haben. Ein Bespiel: «Manchmal benötigen die Ankömmlinge erstmal Ruhe, dann halten wir uns bewusst zurück.» Und auch sie als Familie bräuchten Ruhephasen – diese Stille kehrt jeden Winter ein. Dann bleibt die Ferienwohnung geschlossen bis im Frühjahr eine neue Gästesaison auf dem Himmelberg startet.

 

Autorin und Fotografin: Katja Hongler, Steinegg
Erschienen am 07.09.2024 im Appenzeller Volksfreund auf der Wirtschaftsseite