Luzia Inauen
«Heinzelmännchen vom Steene- ond Lateene-Weeg»
Bis am 31. Januar 2025 wird der «Steene- ond Lateene-Weeg» in Weissbad jeden Abend mit Laternen beleuchtet. Bei klarem Himmel weisen auch die Sterne den Weg durch die Waldlichtung. Damit die 47 Petrollampen den Pfad mit warmem Licht erhellen, sind insgesamt 15 freiwillige Heinzelmännchen und -weibchen im Einsatz. Sie entzünden die Laternen jeweils bei Einbruch der Dunkelheit und löschen sie um zirka 21 Uhr wieder aus. Luzia Inauen ist schon seit sechs Jahren ein Mitglied dieser «Laternli-Crew». Gemeinsam mit ihrem Mann Albert Inauen trägt sie die Laternen an einem Stab hängend von Station zu Station. «Die Laternen sind schon schwer und alleine könnte ich nicht alle tragen», sagt sie. Die Laternen bleiben jeweils zwei Tage hängen, bevor sie wieder neu aufgefüllt werden. «Das Auffüllen mit Petrol übernehmen andere Freiwillige. Sie kontrollieren auch sorgfältig, ob die Laternen noch intakt sind», erklärt Inauen. Während der Advents- und Weihnachtszeit bringen die «Anzünder und Anzünderinnen» zudem ein «Weihräuchli» mit und stellen es in die Holzkrippe mit den grossen Figuren. Inauen weist auch darauf hin, dass jeweils am Sonntag von 17 bis 18 Uhr eine Sagenerzählerin auf dem Steene- ond Latene-Weeg unterwegs sei.
Wie im Märchen
Besonders wenn der Weg verschneit ist, erscheint der Ort wie eine Szene aus einem romantischen Märchen – ein leuchtender Ort, an dem die Menschen die besondere Stimmung geniessen können. «Die freiwillige Aufgabe erfüllt mich, auch wenn mir manchmal ein eisiger Wind um die Ohren fegt.» Um den Docht in der Laterne anzuzünden, muss Inauen ihre Handschuhe abstreifen, was bei eisigen Temperaturen die Finger gefühlt in Eiszapfen verwandelt. Doch die Laternli-Crew lässt sich vom rauen Winterwetter nicht abhalten – nur bei starken Sturmböen oder Glatteis lassen sie die Laternen im Kellerraum der Hotel-Tiefgarage stehen und sperren den Weg vorübergehend ab.
Freude schenken
Für Inauen ist es mehr als nur eine Routine, sondern eine Tätigkeit, die viel Freude bringt. Sie schätzt besonders die Hilfsbereitschaft im Team. «Ist jemand verhindert, genügt ein Aufruf im Chat und dann springt immer ein Kollege oder eine Kollegin ein», sagt sie. Gleitet wird das Team von Roberto Wittwer vom Hotel Hof Weissbad, der zusammen mit Appenzellerland Tourismus AI für den Laternenweg verantwortlich ist. Als Dank erhalten die Freiwilligen nach der Saison einen Gutschein und eine Einladung zum gemeinsamen Essen – eine Geste, die vom Team sehr geschätzt wird. «Am schönsten ist es zu erleben, wie viel Freude wir den Menschen damit bereiten.»
Autorin und Fotografin: Katja Hongler, Steinegg
Erschienen am 24.12.2024 im Appenzeller Volksfreund auf der Wirtschaftsseite