Regula Signer

«Heue, wenn Heuwetter ischt»

Je nach Jahreszeit tanzt Regula Signer-Inauen beruflich auf ganz unterschiedlichen Hochzeiten. So gehört die 44-Jährige im Winter zum Loipehöttli-Team in Gonten. Die Mutter von drei Kindern im Alter von 19, 17 und 14 Jahren wuchs im Gebiet «Forren» in Appenzell auf. «Damals wurde direkt vor unserem Elternhaus eine Loipe gespurt», erzählt Regula Signer. Zum Langlaufen kamen sie und ihr Mann Thomas, mit dem sie einen Milchwirtschaftsbetrieb auf dem «Oberberg» führt, aber erst, als ihr ältester Sohn der Gontner Langlauf-JO beitrat. Im Schnupper-Kurs lernte Regula Signer die Grundkenntnisse des Skatens. «Mittlerweile bin ich lieber auf den nordischen Skiern als auf den alpinen unterwegs. Wir haben die Loipe so nah und nach einer Runde habe ich das Gefühl, ich habe sportlich schon wieder ziemlich viel für mich getan.» Wenn allerdings top Langlaufbedingungen herrschen, kommt sie oft nur abends mit der Stirnlampe dazu, selbst eine Runde ums Gontner Hochmoor zu drehen. Seit fünf Jahren hilft Regula Signer im Loipehöttli mit bei der Skimaterialausleihe, beim Langlaufpassverkauf und beim Bewirten der durstigen und hungrigen Gäste. «Wir sechs Frauen im Team verstehen uns sehr gut und sind alle unkompliziert bei der Einsatzplanung. Am flexibelsten sind jeweils unsere zwei Pensionärinnen. Ihnen ist es auch egal, am 1. Januar oder am Fasnachtssamstag zu arbeiten.» Spontanität ist aber beim gesamten Höttli-Team erforderlich. Das zeigt die Stundenabrechnung: Während Regula Signer im Winter 2019/2020 lediglich 19 Stunden im Einsatz stand, waren es in der darauffolgenden Saison deren 170.

Lieblingsthema: Bräuche

Kaum sind die Langlaufskis im Keller verstaut, geht es für Regula Signer direkt weiter in den nächsten Saisonjob. Seit Ende Mai 2024 bringt sie als Dorfführerin den Gästen Wissenswertes rund um Appenzell näher. Vor ihrer ersten Führung war sie «föchelig» nervös. Die schönen Rückmeldungen ihrer Premierengäste haben sie dann aber beruhigt. Mittlerweile hat sie bereits 50 Gruppen die Besonderheiten von Appenzell Innerrhoden nähergebracht. Was im Detail den Touristen gezeigt wird, ist den Dorfführerinnen und -führern weitestgehend selbst überlassen. «Am liebsten erzähle ich auf meinen Touren von unseren Bräuchen und Traditionen», hält Regula Signer fest. Dabei kann sie auf ihre persönlichen Erfahrungen zurückgreifen: Sie trägt an Kirchenfesten die Festtagstracht und an Messen wie Offa und Olma die Werktagstracht am Stand der Appenzeller Alpenbitter AG. Ihr Mann hilft Kollegen beim «Öberefahre», die Tochter ist als «Täfelimeedel» engagiert und der jüngere Sohn ist Musikant in einer Jungformation.

Flexibles Zeitmanagement

Bei all den Aufgaben rund ums Jahr ist es für Regula Signer nicht immer ganz einfach, alles zeitlich aneinander vorbei zu jonglieren. «Ob Loipehöttli oder Dorfführungen: Mir machen beide Jobs grosse Freude. Und irgendwie geht es immer. So achte ich beispielsweise darauf, dass ich im Sommer meistens nur vormittags Dorfführungen annehme, damit ich am Nachmittag allenfalls beim Heuen helfen kann.»

 

 

 

 

 

 

Autorin und Fotografin: Rosalie Manser, Weissbad
Erschienen am 25.01.2025 im Appenzeller Volksfreund auf der Wirtschaftsseite